17.05.2023

Ehrenamtliche Vortragsreihe „Neue Perspektiven“ mit Dieter Bednarz„Zu jung für alt – vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Berufsleben“

Dieter Bednarz ist ein erfolgreicher Redakteur und Korrespondent. „Der SPIEGEL“ ist seine berufliche Heimat seit über 30 Jahren. Der Nahe und Mittlere Osten, Gespräche mit Staats- und Regierungschefs sind sein Arbeitsgebiet. Er freut sich auf kommende Herausforderungen, als auf einmal das Wort „Vorruhestand“ fällt. Dieter Bednarz sei zwar der wichtigste Mitarbeiter des „SPIEGEL“, sagt sein Chef, doch irgendwie hat er das Gefühl, dass sie es ohne ihn versuchen wollen. Erst im Europa-Park und ausgerechnet auf einer Achterbahn im Sturzflug fasst er den Entschluss, nicht mehr wegzusehen. Er wird seine neue Lebensphase ergründen. Er will vorstoßen in die unendlichen Weiten des Alters, des Alterns und des Altwerdens. Er wird sich auf eine Reise begeben und mit Experten sprechen und mit Menschen, die das Leben schlau gemacht hat. Im Rahmen von Marianne Macks ehrenamtlicher Vortragsreihe „Neue Perspektiven“ spricht Dieter Bednarz vor rund 250 Menschen über die Tücken aber auch Chancen dieses Lebensabschnitts.

Wie man mit dieser neuen Freiheit umgeht, ist reine Typsache. Die politische Soziologin Silke van Dyk ist seine erste Gesprächspartnerin. Sie erklärt die sechs verschiedenen Grundausrichtungen, die ein Rentnerdasein haben kann. Da gibt es die „Zufriedenen“, die endlich den Stress der täglichen Arbeit ablegen und die Zeit bewusst als geschenkte Jahre erleben. Die „Geschäftigen“ wollen statt Ruhe und Entspannung lieber in Aktion sein. Die „Verhinderten“ freuen sich auf den Ruhestand, können ihn aber nicht genießen und mit einer Art Helfersyndrom stürzen sie sich in ehrenamtliche Tätigkeiten. Die „Unruheständler“ tun, was noch geht und leben nach dem Motto: Wer rastet, der rostet! Doch absolut wichtig ist, dass es ihnen gut geht. Die „Produktiven“ haben tatsächlich am Ende des Tages etwas vorzuweisen, sind allerdings nicht so selbstbezogen wie die „Unruheständler“. Und dann gibt es noch die traurigste Form des Ruhestands: Die „Gebremsten“. Und hier ist eindeutig das weibliche Geschlecht in der Führungsrolle. Sie wollen, können aber nicht. Oft bremst sie der Partner oder das Geld reicht nicht, um ihre Wünsche und Ideen auszuleben.  250 Zuhörern steht die Frage ins Gesicht geschrieben. Welcher Typ bin ich oder werde es mal sein? Dieter Bednarz kann sich mit keinem Rentner-Typ anfreunden. Aber es gibt ja noch Zwischenräume und fließende Übergänge, tröstet er sich. Seine Reise in die Tiefen des Alterns geht weiter und wird immer spannender. Er besucht Psychologen, Therapeuten, Professoren, lernt von Johann Sebastian Bach und erkennt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen und zu akzeptieren, was ist. Er spricht mit Bergmännern aus dem Ruhrpott, lernt auf der AIDA Dieter, 67 Jahre, kennen - ein Schnäppchenjäger und Stammgast, der mit kleiner Rente in einer Innenkabine die Welt kennenlernt. Er beschäftigt sich mit dem Ehrenamt und den Menschen, die sich engagieren. Das ist ihm ohne Frage wichtig und gibt ihm auch persönlich viel zurück, doch das kann nicht alles sein.Was der Ruhestand mit der Seele macht, ist seine letzte Frage, die er klären will. Auch Philipp Lahm wird sein Gesprächspartner und er wird sehr eindringlich: „Irgendwann ist genug trainiert, geübt und vorbereitet und gesprochen und dann musst Du raus auf den Platz. Du weißt, was du kannst. Du weißt, was Du willst. Du wirst Dein Bestes geben, mit aller Leidenschaft!“ Philipp Lahm hat Recht. Und Dieter Bednarz hat entschieden: Keine Nachspielzeit und keine Verlängerung, keine Zugabe und erst recht keine Restlaufzeit. Er eröffnet ein ganz neues Spiel.

Los geht`s! Er ist ja noch jung! Jedenfalls zu jung für alt! „Heute bin ich wieder Achterbahn gefahren“, sagt er, „was für ein seltsames Gefühl nach sechs Jahren. Damals waren meine Töchter klein, heute haben sie ihre Freunde dabei. Was hat sich alles verändert in dieser Zeit!“ Es hat sich viel verändert, doch es fühlt sich gut an. Was für ein Abend, was für ein Vortrag! Voller fundierter Informationen, Emotionen, grandiosem Humor und Ehrlichkeit. Tosender Applaus und Begeisterung. Sein Buch ist der Renner. Alter bedeutet nicht gleich Verfall. Alter kann schillernder sein, als man denkt. Es ist wie so vieles eine Frage der Einstellung. Mit den Spenden des Abends wird über Marianne Macks Verein „Santa Isabel e.V. - Hilfe für Kinder und Familien“ einer Mutter geholfen, die nach massiver häuslicher Gewalt mit ihren fünf Kindern im Frauenhaus lebt und Unterstützung braucht. Dieter Bednarz hat dafür gerne auf ein Honorar verzichtet. 

  • Marianne Mack, Dieter Bednarz und Barbara Dickmann

  • Referent Dieter Bednarz in seinem Element: „Zu jung für alt – vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Berufsleben“